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Lichterglanz - Kapitel 3



Drei Wochen später


Es ist bereits Dezember und wie Patrizia zu sagen pflegt: »Dezember ist dein Geburtstagsmonat«. Patrizia weiss genau, dass ich meinen Geburtstag nicht sonderlich gerne feiere, doch wie jedes Jahr plant sie eine kleine Überraschung für mich. Ich bin froh, dass Patrizia hier die Definition von klein auch versteht. Oftmals gehen wir mit Freunden was essen, in die Wellness oder lassen den Abend in einer Bar ausklingen. Für dieses Jahr hat sich Patrizia etwas »ganz besonderes« ausgedacht. Keine Ahnung was mich also dieses Wochenende erwarten wird. In Zürich herrscht schon an jeder Ecke Weihnachtsstimmung. Überall glitzert es und farbige Lichter beleuchten die Stadt und die Bäume. Auch die Weihnachtsmärkte haben mittlerweile alle geöffnet. Ich mag diese Zeit sehr, vor allem, weil sie so magisch ist. Ich mag die Weihnachtslieder und die ganze Dekoration; von Christbaumkugeln, Lametta, roter Weihnachtsstern bis hin zu farbigen Lichtern. Ich mag es, die Zeit mit Patrizias Familie zu verbringen. Ein griechisches Weihnachtsessen ohne einen gefüllten Truthahn ist bei Patrizias Familie undenkbar. Mein Handy vibriert in meiner Jackentasche. Ich nehme es in die Hand und muss lächeln, als ich sehe, dass die Nachricht von Elios ist. Elios und ich schreiben und telefonieren wieder regelmässiger miteinander, seitdem wir uns ausgesprochen haben. Ich habe ihm zwar verziehen und bin auch dabei, ihm wieder mein vollstes Vertrauen zu schenken, doch der Schmerz ist noch immer spürbar. Ich möchte ihn nicht noch einmal verlieren. Und davor habe ich noch immer Angst.


Patrizia erwartet mich mit einem breiten Grinsen beim Italiener. Ich begrüsse sie mit einer Umarmung und noch bevor ich mich hinsetzte, platzt es aus ihr heraus: »Ich habe die beste Überraschung, die du dir vorstellen kannst!« Patrizia strahlt mich an. »Ach ja? Aber du weisst doch, dass ich nicht überrascht werden will«, sage ich und zwinkere ihr zu. Patrizia verdreht die Augen. »Ja ja, bla bla. Am Ende wirst du mir noch dankbar sein! Hör zu, du musst dir dieses Wochenende unbedingt frei behalten, klar?« sagt Patrizia mit Nachdruck. »Ich habe aber nur am Samstag Geburtstag?« verwirrt blicke ich sie an. »Nicht fragen, machen.« Patrizia schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Aye, aye Captain«, sage ich und Patrizia beginnt zu lachen.

 

Am Freitag


Patrizia zerrt mich durch die ganze Menschenmenge am Weihnachstdorf beim Bellevue. Während wir fast schon rennen, nehme ich rechts und links von mir ganz viele Stände war, die kuschelig geschmückt und beleuchtet sind. Verschiedene Gerüche von Glühwein, Kaffee, Raclette und Schokolade hängen in der Luft. Vor uns erblicke ich einen grossen, hell beleuchteter Weihnachtsbaum, der mit roten und goldenen Kugeln geschmückt ist. Rundherum sitzen und stehen Menschen, die reden und lachen und ihren Glühwein trinken. Patrizia zerrt erneut an meinem Arm und bringt mich an einen freien Platz neben dem Weihnachtsbaum. »Was ist los mit dir? Warum diese Eile?« Ich sehe meine beste Freundin fragend an. »Na wegen der Überraschung!« Ich verstehe kein Wort. »Welche Überraschung? Mein Geburtstag ist doch morgen. Und sowieso…« Doch weiter komme ich nicht. Den mitten in der Menschenmenge taucht vor mir plötzlich eine Person auf, die mein Herz schneller schlagen lässt. Und gleich daneben sehe ich ein weiteres bekanntes Gesicht. »Ist das…?«, sage ich kaum hörbar. Patrizia grinst breit und klatsch in die Hände. »Überraschung!« Elios kommt mit schnellen Schritten auf mich zu und nimmt mich direkt in seine Arme. Ich schliesse die Augen und atme dabei seinen unverkennbaren Honigduft ein. Bilder tanzen vor meinem inneren Auge: Elios und ich in Zakynthos am Strand, bei Sonnenaufgang, Elios am Tapas essen, unser Kuss am Flughafen. Mein Herz füllt sich mit Wärme und ich merke, wie mir die Tränen in die Augen treten. Ist das ein Traum? Elios nimmt mein Kopf in seine Hände und drückt mir sanft einen Kuss auf meine Lippen. Alles fühlt sich an, wie damals. Alles in diesem Moment ist perfekt. Unsere Lippen lösen sich voneinander, viel zu schnell wie ich feststelle. Ich trete einen Schritt zurück um Elios von Kopf bis Fuss zu bemustern. Er ist wirklich hier. Er ist es wirklich. Das ist kein Traum. »Louloudi mou!« Elios nimmt mich wieder in seine Arme. Fast so, als könnte er es auch nicht glauben, was gerade passiert. Für einen Moment verweile wir so und alles um uns herum verstummt. Das Gemurmel der Menschenmenge, die verschiedenen Gerüche, die Lichter. Alles scheint wie ausgelöscht zu sein. Ich nehme nur noch Elios und mich wahr und wie er mich in seinen Armen hält. »Ich kann nicht glauben, dass du wirklich hier bist!« sage ich noch immer überwältigt.  »Überraschung«, sagt er und drückt mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Ich schaue zu Patrizia und entdecke Dimitrios neben ihr. Ich begrüsse Dimitrios und umarme anschliessend Patrizia. Ich bin so dankbar für diese Überraschung. Patrizia ist mit Abstand die beste Freundin, die man sich wünschen kann. Ich löse mich von ihr und drehe mich dann zu Dimitrios und Elios um: »Ihr Zwei. Für euch gibt es nun als erstes ein Glas Glühwein und traditionelles Raclette auf den Magen!« Patrizia beginnt zu lachen und zusammen machen wir uns auf dem Weg zum Glühweinstand.


Wir verbringen den Abend am Weihnachtsdorf und essen uns durch die verschiedenen Stände durch. Elios und Dimitrios sind begeistert von der vielfältigen Kulinarik auf dem Weihnachtsmarkt. Elios war hin und weg von seinem Raclette – jetzt muss er noch Fondue probieren, um zu sagen, was er lieber hat. Nachdem wir unser Raclette gegessen haben, haben sich Elios und Dimitrios noch einen Pulled-Pork Burger gegönnt. Patrizia und ich können nur lachend den Kopf schütteln: wie kann man so viel essen. Auch vom Glühwein sind die beiden Griechen total angetan. Wir unterhalten uns über unseren Urlaub auf Zakynthos im Sommer. Das war das letzte Mal, als wir alle zusammen waren. Und während wir uns die Geschichten unseres gemeinsamen Sommers erzählen, ich Elios’ Hand halte und sehe wie Patrizia ihren Cousin lachend anschaut, wird mir plötzlich bewusst, wie viel dieses Jahr passiert ist. Wie eine einzelne Person alles ändern kann. Ich merke, wie mir warm ums Herz wird, und das ich nichts mehr möchte als das hier. Elios an meiner Seite, wie wir zusammen lachen und in gemeinsamen Erinnerungen schwelgen. Ich drücke Elios’ Hand fester und er sieht mich lächelnd an. Und ich kann nichts mehr an der Tatsache ändern, dass ich mich in Elios verliebt habe.

 

Fortsetzung folgt...


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written by Celine 

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