top of page

Lichterglanz - Kapitel 4



Am Samstag


Heute ist mein Geburtstag und dieses Mal fühlt es sich anders an. Ich weiss nicht, ob es an Elios liegt, oder weil ich mich in den letzten Monaten so entwickelt habe. Aber ich sehe die Dinge anders, als wie ich sie noch vor einem halben Jahr gesehen habe. Schon verrückt, wie viel sich innerhalb eines Jahres ändern kann. Wie ich am Anfang des Jahres in jemanden verliebt war, oder zumindest dachte ich das, der nicht einmal die Absicht hatte, mit mir zusammen zu sein. Und dann habe ich kurze Zeit später Elios kennen gelernt und alles hat sich verändert. Ich habe mich selbst besser kennengelernt, Patrizia und ich haben uns ausgesprochen und konnten unsere Freundschaft pflegen, durch Elios habe ich gelernt was es heisst, geliebt zu werden, auch wenn es nicht immer einfach und nicht ganz schmerzlos war. Doch er hat mir gezeigt, dass die Liebe Wunden heilen kann und wenn man bereit ist zu lieben und zu vergeben, Wunderschönes daraus entstehen kann.


Heute verbringe ich den Tag mit Elios. Wir haben viel nachzuholen und zu bereden. Ich kann kaum abwarten, ihm meine Lieblingsorte zu zeigen. So wie er mir, damals auf Zakynthos. Am Abend hat Patrizia im Fondue-Chalet Illuminarium im Landesmuseum reserviert. Dann werden Elios und Dimitrios ihr erstes Fondue essen. Ich treffe Elios am Zürcher Hauptbahnhof und er begrüsst mich mit einem zärtlichen Kuss. »Alles liebe zum Geburtstag, Louloudi mou«, sagt er und drückt mir erneut einen Kuss auf die Lippen. Ich streiche ihm eine Locke hinter sein Ohr und nehme seine Hand. Wir machen uns auf den Weg Richtung Lindenhof in die Altstadt. Ich liebe diesen Ort, vor allem wegen seiner Aussicht. Aber auch weil ich dort gerne zum Fotografieren herkomme. Hin und wieder suche ich nach Orten der Inspiration und der Lindenhof ist so ein Ort für mich. Von hier hat man den perfekten Blick auf die Limmat und über den Dächern des Niederdorfs, und auf der gleichen Höhe stehen die Universität Zürich und die ETH. Über dem Dächermeer heraus ragen verschiedene Wohntürme, teilweise mit Glocken. Das Panorama ist einfach wunderschön. Ich setze mich auf die freie Bank und beobachte wie Elios die Aussicht geniesst. Ein kalter Wind zieht vorbei und ich ziehe meine Mütze tiefer. Elios schiesst ein paar Fotos und setzt sich schliesslich neben mich auf die Bank. »Man sagt, an diesem Ort küsst es sich besonders gut«, sage ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Elios versteht, ohne ein Wort zu sagen. Sanft zieht er mich an sich ran und hält mein Gesicht mit beiden Händen fest. Ich drücke mich an ihn, während wir unseren Kuss intensiver werden lassen. Er lässt seine Hand unter mein Kinn gleiten und wir stoppen unseren Kuss, um uns in die Augen zu schauen. Mein Herz pocht wie verrückt und obwohl wir uns nicht zum ersten Mal küssen, fühlt es sich genau so an. Ich möchte ihm sagen, was mein Herz fühlt, doch ich finde die richtigen Worte nicht. »Woran denkst du?«, fragt er mich, als könnte er meine Gedanken lesen. »Hast du dir eigentlich schon mal Gedanken über uns gemacht?« »Jeden Tag, seit ich dich kenne«, gesteht Elios. Mein Wangen erröten. Wie soll ich es ihm nur sagen? »Ich weiss nicht, wie du das siehst, aber ich will das mit uns. Ich will mit dir mein Leben teilen, jeden Moment geniessen, über den kleinen Dingen gemeinsam lachen und zusammen Erinnerungen festhalten, über die wir uns Jahre später noch gerne erinnern. Ich will dich in meinem Leben haben.« Elios spricht die Worte aus, die mir auf dem Herzen liegen. Ich drücke ihm einen kleinen Kuss auf seine weichen Lippen. »Das will ich auch«, sage ich schliesslich und Elios sieht mich lächelnd an. Das ist das Schönste, was ich jemals an einem Geburtstag gehört habe. Da gibt es aber noch etwas, was mich brennend interessiert. Weiss jedoch nicht, wie Elios darauf reagieren wird. Ich nehme meinen Mut zusammen und frage ihn: »Wie geht es eigentlich deiner Schwester, Xenia? Hat sich die Sache mittlerweile geklärt?« Ich sehe Elios an. Überrascht zieht er die Augenbrauen hoch. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. »Xenia und ich haben lange über alles miteinander gesprochen und als meine Eltern sie darauf angesprochen haben, habe ich zu ihr gestanden. Meine Mutter hat ihr mittlerweile verziehen und mein Vater ist einfach nur froh, dass es seiner Tochter gut geht. Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass er ihr verziehen wird. Lambros tut sich noch immer schwer, aber er ist ein sehr nachtragender Mensch. Er braucht einfach noch etwas Zeit. Xenia lebt nun bei uns auf Zakynthos und versucht dort von vorn anzufangen. Ich hoffe, sie findet dort ihr Glück.« Wenn ich Elios so hören rede, merke ich, dass es ihn noch immer schwer beschäftigt. Aber ich bin froh, die Situation sieht schon viel besser aus.


Den Rest des Tages verbringen wir damit die Stadt Zürich zu erkunden. Wir besuchen das Niederdorf, trinken in der Barfüsser Bar ein Café, laufen vom Rathaus zum Bellevue und überqueren die Quaibrücke. Wieder an der Bahnhofstrasse angekommen laufen wir Richtung Landesmuseum um uns dort mit den anderen zu treffen. Im Innenhof des Landesmuseums werden wir von einer bezaubernden Winterwunderwelt aus farbigen Lichtern, Musik und Illumination begrüsst. Patrizia und Dimitrios begrüssen uns mit einem Glühwein in der Hand, den wir dankend entgegennehmen. Elios, Dimitrios und Patrizia unterhalten sich kurz auf Griechisch miteinander und ich muss automatisch an unseren gemeinsamen Sommer in Zakynthos denken. Ich möchte unbedingt wieder mehr griechisch lernen. Als Patrizias Grossmutter noch am Leben war, hat sie immer wieder Griechisch mit uns gesprochen. Einige Wörter sind mir noch immer geblieben. Meine Freundinnen treffen kurzer Zeit später ein. Wir begrüssen uns und machen uns auf dem Weg Richtung Chalet. Als wir das Chalet betreten werden wir von einem warmen, käsigen Duft begrüsst. Elios und Dimitrios rupfen gleichzeitig die Nase und ich muss lachen. Das war ja klar. Wir setzen uns an unseren Tisch und bestellen unser Fondue. Mit Trüffel, Chili und normales Fondue, alles ist dabei.


Den Rest des Abends verbringen wir im Chalet und schlagen uns den Bauch voll. Irgendwann verabschieden sich die ersten und am Ende bleiben nur noch wir vier übrig. Ich lehne meinen Kopf an Patrizias Schulter und meine beste Freundin legt ihren Arm um mich. Ich bin so dankbar für alles was sie gemacht hat. »Das war der beste Geburtstag, den ich bis jetzt hatte«, sage ich.»Ich weiss. Habe ich gerne gemacht für meine Lieblings-Ayla.« Lachend nehme ich sie in den Arm.


Elios und ich machen uns auf den Weg nach Hause und ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich darüber bin, dass er hier ist. Wir betreten meine kleine Wohnung und noch bevor ich auf drei zählen kann, zieht mich Elios aufs Bett. Ich schliesse meine Augen und küsse ihn leidenschaftlich.


Ich liebe ihn.


Comments


written by Celine 

  • Instagram

Impressum     Datenschutz     AGB

Kontakt

Danke für die Nachricht!

bottom of page